Sportpsychologie Schweiz – Portugal

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft lag bis zum letzten Match in ihrer Gruppe vor dem Gruppenfavoriten Portugal mit dem Punktemaximum von 21 Punkten aus 7 Spielen auf dem ersten Tabellenrang.

Dabei spielte die Schweiz gegen die sogenannten „Kleinen“ mit Ballbesitz selbstsicher, dominant und verwertete entschlossen ihre Chancen. Für die Schweiz war das Spiel gegen die Portugiesen in dieser Gruppe der erste richtige Gradmesser. Denn das erste Spiel gegen die Portugiesen fand direkt nach dem Gewinn des Europameistertitels der Portugiesen statt und mit entsprechend großer Selbstüberschätzung gingen die Portugiesen in diesem Spiel ans Werk.

Doch letzte Woche unterschätzten die Portugiesen die Schweizer nicht mehr, waren taktisch sehr gut eingestellt und über das ganze Spiel betrachtet der verdiente Sieger. Die Enttäuschung der Schweizer Spieler direkt nach dem Spiel war riesig. Dies merkte man an den Interviews und die Spieler betonten dabei immer wieder, dass das 1:0 in der 43. Minute den Schweizern „das Genick brach.“

Was gibt es für mentalen Gründe, warum gerade dieses Tor kurz vor der Pause die Schweizer an ihrem Erfolg hinderte?

Da Fußball und Sport Kopfsache ist, wollen wir hier mögliche Ursachen erörtern.

Die Schweizer wussten von Spielbeginn an, dass sie qualifiziert sind, wenn sie ein Unentschieden erreichen. Mit diesem Wissen und vermutlich auch dieser Einstellung gingen sie in die Partie. Und es schien fast so, als, dass sie den Spielstand von 0:0 bis zum Schluss verwalten wollten.

Klar, ist es wichtig gegen starke Gegner wie die Portugiesen, den Ball zu halten und aus dem sicheren Ballbesitz heraus Angriffe zu fahren. Den sicheren Ballbesitz hatten die Schweizer vor allem in der ersten Halbzeit auch. Doch es fehlte im Angriff jegliche Entschlossenheit um ein Tor zu schießen und das Spiel gewinnen zu wollen.

Die Schweizer kontrollierten das Spiel und spielten leider „Verwaltungsfußball“. Das 1:0  für die Portugiesen kurz vor der Pause war unglücklich, aber wenn man die Spielanteile betrachtet, verdient. Ob dies ein Nackenschlag war? Ja, ganz klar! Aber ein 1:0 in 45 Minuten aufzuholen ist möglich.

Es gibt mehrere Möglichkeiten um mit dieser Situation in der Pause umzugehen. Auf der einen Seite kann man lange darüber nachdenken und sich ärgern, dass das Tor unglücklich passiert ist. Dies ist für die Spieler nicht leistungsfördernd. Eine einfache Möglichkeit ist die Anwendung der 4-Schritte der 16-Sekunden-Kür von Loehr, welche im Tennis regelmäßig angewandt wird. Dabei lässt der Spieler zunächst seinem Ärger oder seinem Frust freien Lauf, schließt die letzte Situation ab und beruhigt sich dann wieder. Dies macht er mit einer kurzen Entspannungsübung. Danach wird besprochen, was man in Zukunft machen kann. Es sind immerhin noch 45 Minuten zu spielen. Und am Schluss, kurz bevor man auf das Feld rausgeht, macht sich die Mannschaft auf die nächsten 45 Minuten heiss. Kurz gesagt: Tor abhaken, runterfahren, Konzentration- und Handlungsplan für die nächsten 45 Minuten erstellen und dann sich pushen für die Tat.

Vielleicht hat die Mannschaft eine solche Methode versucht? Den Schalter, von Spiel verwalten und Unentschieden spielen auf Tore schießen und entschlossen siegen, umzulegen ist äußerst schwierig. Aber letztendlich ist in dieser Qualifikation noch nichts verloren. Die Schweiz ist neben Mannschaften wie zum Beispiel Italien gesetzt für die Qualifikationsspiele. Und die Gegner wie Irland, Nordirland, Schweden, liegen im schlagbaren Bereich der Schweizer. Daher gilt es auf die Stärken zu fokussieren. Die Schweiz hat in dieser Qualifikationsphase sehr viel Selbstvertrauen gesammelt und eine sehr starke Mannschaft.

Wichtig ist einfach, dieses Spiel abzuhaken, ruhig zu bleiben, die richtigen Handlungspläne für die nächsten Matches zu erstellen und dann entschlossen auf Sieg zu spielen.

Ich bin überzeugt, dass die Schweiz die Qualifikation packt und rufe „Hopp Schwiiz!“

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